Spatenstich für das Modellprojekt Pflegeübungszentrum PÜZ der Caritas
Alles was Rang und Namen hat, hatte sich am frühen Montagmorgen in der Caritas Sozialstation in Mellrichstadt zum Spatenstich für das Modellprojekt Pflegeübungszentrum PÜZ eingefunden.
„Wir sind ganz aufgeregt“, beschrieb der Vorsitzende der Caritas Rhön-Grabfeld, Reiner Türk, die Gefühlslage der Geschäftsführerin Angelika Ochs.
Eine ganze Reihe Prominenter unterstrich die Wichtigkeit des Tages: Domkapitular Clemens Bieber, Pfarrer Thomas Menzel, die MdL Sandro Kirchner und Steffen Vogel, stv. Landrats Josef Demar, 2. Bürgermeisters Thomas Dietz, Angelika Ochs, Architekt Peter Dechant und natürlich die beiden „Erfinderinnen“ des PÜZ, Johanna Dietz und Ulli Feder.Türk zeigte den bisherigen Werdegang des PÜZ auf, der im Jahre 2013 mit der Feststellung begann, dass hier in der Region für die Versorgung ganz bestimmter Patienten etwas fehlt. Nachdem die MdL Steffen Vogel und Sandro Kirchner das Projekt im Ausschuss für Pflege und Gesundheit der CSU in München vorgestellt hatten, wurde eine finanzielle Unterstützung zugesagt. Unterstützung kam auch von Domkapitular Clemens Bieber, der dem Projekt vom ersten Moment an positiv gegenüberstand und auch von Architekt Peter Dechant. Dank gebührte dem Nachbarn Malteser, der Grund und Boden zur Verfügung stellte. Auch das Landratsamt hat das Ganze wohlwollend begleitet. Letztendlich kam die Zusage des Bayerischen Gesundheitsministeriums für eine Förderung von 150.000 Euro, 75.000 Euro steuerte die Deutschen Fernsehlotterie bei. Die verbliebenen 50.000 Euro wird der Caritasverband Rhön-Grabfeld aus eigenen Mitteln schultern. Dazu wird mit Hilfe einer Legosteinaktion zu Spenden aufgerufen. Kurz umriss Reiner Türk das PÜZ. Hier sollen Patienten und deren Angehörigen Ängste vor einer Pflegesituation genommen werden, sie können unter professioneller Anleitung üben, ob und wie Pflege ambulant vor stationär umgesetzt werden kann. PÜZ ist ein Pflegeprojekt der Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Rhön-Grabfeld. Es könnte ein Pilotprojekt für andere Landkreise und Regionen werden.
Für Domkapitular Clemens Bieber geht es um Menschen, die unserer Solidarität bedürfen und Unterstützung brauchen. Deswegen ist er der Politik dankbar, dass sie sich nicht zuerst Gedanken um die Ökonomie macht. Dank gebühre den beiden MdL Sandro Kirchner und Steffen Vogel, die sich mit Engagement dafür eingesetzt hätten, dass dieser „Leuchtturm“ realisiert werden kann. Und dass es ihnen in erster Linie darum ging, einen menschlichen Weg zu finden. Denn viele Menschen könnten in eine pflegebedürftige Situation kommen. Hilfe anzunehmen und als Angehöriger Hilfe zu leisten, diese beiden Pole können hier zueinander gebracht werden. Dank sagte Bieber an den Kreis-Caritasverband, der sich hier als Vordenker zeigt. Von hier könnte ein Signal ausgehen, das davor bewahrt, dem Kostenspargedanken nachzuhängen. Hier erübrigt sich auch die Frage nach dem Auftrag der Kirche in der Gesellschaft, denn durch ihren Dienst verhelfen die Caritas-Mitarbeiter Menschen zu einem würdigen Leben und setzen Zeichen, dass Leben auch unter den Bedingungen von Hilfebedürftigkeit und Pflege gelingen kann. Nicht Refugien zum Abschieben schaffen, sondern den Gedanken der Solidarität fördern, ist die Umsetzung des Gebotes der Nächstenliebe.
MdL Steffen Vogel erinnerte sich, wie 2013 die Idee aufkam, das Projekt in München vorzustellen. 150.000 Euro als Modellprojekt wurden zwar genehmigt, aber eine zuständige Stelle für die Umsetzung zu finden, erwies sich als schwierig, weil das Projekt auch in keine Schublade passte, bis es bei der Regierung von Unterfranken landete. Eine segensreiche Einrichtung und ein Leuchtturmprojekt für ganz Bayern sei das PÜZ. Und der Funke für diese Idee kam aus Mellrichstadt, auf das jetzt ganz Bayern schaut. Schon vor 40 Jahren habe sich die Caritas bei ihrer Gründung im Landkreis mit der Pflege von Alten und Kranken befasst und sei jetzt wieder Taktgeber. Seinem vierjährigen Sohn Leopold will er auch gegen eine Spende Legosteine mitbringen und freut sich darauf, wenn es im Herbst los geht.
Mit seinen gebrechlichen Großeltern stellt er immer wieder fest, welche Herausforderungen und Probleme mit der Pflege kommen, wusste MdL Sandro Kirchner. Wichtig sei es, dass für dieses Projekt kein Patent angemeldet wird, sondern dass es viele Nachahmer findet. Er dankte für diesen Impuls und findet es, nachdem Rhön-Grabfeld keinen eigenen Stimmkreis mehr hat, ein gutes Beispiel, wie mit ihm und Steffen Vogel in der Politik Doppelpass gespielt werden kann. Thomas Dietz als 2. Bürgermeister freute sich, dass die Caritas Mellrichstadt als Stützpunkt des PÜZ erkoren hat. Dank sagte er dem stv. Landrat Josef Demar und den beiden Landtagsabgeordneten für die Unterstützung. Dank sagte er aber auch Angelika Ochs und Johanna Dietz und Ulli Feder, die die Initiative ergriffen hätten. Die Entscheidung der Caritas zum PÜZ treffe den Nerv der Zeit.
Weil Angelika Ochs ihr Herzblut reingesteckt habe, könne es gelingen, stellte stv. Landrat Josef Demar fest. Im Namen des der gesamten Landkreisbevölkerung sagte er auch den beiden Abgeordneten Dank. Angesichts der frostigen Temperaturen schlug er scherzhaft vor, anstelle der Spaten einen Pickel zum Spatenstich zu nehmen.
Kurz und knackig waren die Worte von Architekt Peter Dechant, der seit 1992 für den Caritasverband arbeitet. Hier gebe es besondere Merkmale: Ansage, Absicht, Umfang, Nutzen. Für ihnhieß das: „Jetzt mach“. Auch wenn es bei vier Köpfen manchmal kompliziert und schwierig wurde, fand er die Zusammenarbeit immer angenehm. Das letzte Wort hatte Angelika Ochs, die nicht genug danken konnte, dass der Weg für dieses Projekt geebnet wurde. Ohne die hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die vielen Unterstützer würde das Tun nicht gelungen. Bei den beiden „Erfinderinnen“ Johanna Dietz und Ulli Feder, die immer für verrückte Gedanken gut seien, bedankte sich mit einem rot-weißen Blumenstrauß und erhielt im Gegenzug einen symbolischen Spatenstich, der anschließend draußen in natura erfolgte.
Rhön- und Saalepost / Brigitte Gbureck